Bei Recherchen in Kirchenbüchern findet man oftmals Eintragungen, die es wert sind aufzuschreiben und weiterzugeben.
Gefunden habe ich eine große Zahl von Findelkindern: zwei Fälle möchte ich hier gern dokumentieren.
1760 war in Sachsen, mit der Zerstörung der Dresdner Kreuzkirche und der Schlacht bei Torgau, ein Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen im Siebenjährigen Krieg erreicht.
Im Tross der Heere waren sehr oft die Familien der Soldaten mit unterwegs. Die Lebensumstände dieser Menschen waren sehr widrig.
Joh. George SCHÖNBUSCH, ein Söhngen, welches den 26. April an Joh. Christian SCHÖNEns Busche nach der Jons Mühle zu gelegen, von der JonsMüllerin gefunden, und solches gleich bey deren Gerichten in Weesenstein angegeben, so ist es eodem noch gerichtl. aufgehoben und der Burkhardswalder Gemeinde zur Erziehung überlassen wurden.
Weil um dieses Kind der Größe nach auch schon etwas verständig war, an Alter etwas über ¾ Jahr, zu seyn schiene, die Gerichten aber auch keine Nachricht bey ihm im Bettgen gefunden, ob es möchte getauft seyn, alß dene ist auf meinen Bericht diese EphoralVerordnung ergangen: Dass mit der Taufe soll verfahren werden; und so ist solcher den 15. May als gleich den Himmelsfahrtstag in der Kirche getauft worden, die Pathen waren.
1. Joh. Christoph PFANNE, Peschelmüller
2. Joh. George MITTAG, Jons oder Neumüller
3. Anna Rosina SCHÖNE, Joh. Christian SCHÖNEns Eheweib zu Burkhardswalde
(Quelle: Ev. Taufbuch der Kirchgemeinde Burkhardswalde b. Pirna, 1760, Fol. 388)
Interessant sind die Namen dieser Kinder, wurde diese doch in den meisten Fällen nach ihren Fundort benannt, in diesem Falle wurde das Kind an Joh. Christian SCHÖNEns Busch gefunden – SCHÖNBUSCH, typisch sind aber auch Korb, Strauch, Thor usw.
ein weiterer Fund:
Anna Maria THORSTEINin, ein gefundenes Mägdlein zu Nentensdorf vor dem Thor George GOLDAMMERs, welches den abend an Maria Reinigung d. 2. Febr. aufgehoben d. 5. ej. weil man sonst keine Nachricht haben konnt getauft worden, die Paten,
1. Johann des seel. Zacharias LAURICH ehel. Sohn
2. Fr. Rosina, Christian MÄCKEns, Eheweib
3. Jgfr. Anna Maria, Martin SCHÖCKELs ehel. Tochter alles zu Nentmannsdorf
Gott segne dass Kind in Christo und bekehre die gottlosen Eltern
(Quelle: Ev. Taufbuch der Kirchgemeinde Burkhardswalde b. Pirna, 1709, Fol. 202b)
Die Frage die sich ergibt, was passierte mit diesen Kinder?
Findelkinder wurden in den meisten Fällen kurz nach der Geburt ausgesetzt oder zurückgelassen, und wenn sie Glück hatten gefunden. Die Not für die Mütter muss oft sehr groß gewesen sein. Wäre das Kind verstorben und sie als Mutter gefunden worden, wäre sie selber als Mörderin verurteilt und gerichtet worden.
Die Findelkinder wurden meist in die Obhut von jungen Müttern gegeben, mit der Hoffnung, dass nach dem Stillen des eigenen Kindes noch Muttermilch für dieses weitere Kind übrig war, um es mit durchzubringen.
Oft sind diese Kinder nicht sehr alt geworden.
Gern kann ich ähnliche Beispiele aus meinem Fundus beliebig fortsetzen … wenn Sie Ihnen ähnliche Fälle vorliegen, würde ich mich freuen, wenn Sie mich kontaktieren und/oder einen kleinen Bericht auf meiner Seite „Gästebeiträge“ platzieren.